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Auch im Bistum Speyer bot sich nach dem zweiten Weltkrieg ein schreckliches Bild der Zerstörung.
Es war ein Glücksfall für das Bistum Speyer, dass mit Joseph Wendel ein junger Bischof an der Führungsspitze stand, der als tatkräftiger Organisator galt und fähig war die Krisensituation nach 1945 richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln.
Wendel regte an, dass die von der Zerstörung verschonten Gemeinden ihre für Baumaßnahmen nicht benötigten finanziellen Mittel dem Bistum als Darlehen zur Verfügung stellten. Mit diesen Mitteln sollten von Zerstörung betroffene bedürftige Gemeinden beim Wiederaufbau ihrer Kirchen unterstützt werden. Mit diesem „Modell praktizierter Solidarität“ und dem Einsatz des 1949 gegründeten Bischöflichen Bauamtes konnte die grundlegende Wiederaufbauphase kirchlicher Gebäude sehr schnell abgeschlossen werden.
Parallel dazu setzte sich der Bischof für die Behebung der allgemeinen Wohnungsnot ein. Bereits 1946/47 fanden erste Besprechungen zwischen Bischof Wendel und dem späteren Leiter des Siedlungswerkes Josef Damm statt. Mittels der kirchlichen Vereinigung „Junge Mannschaft – Junge Familie“ sollte der Gedanke der Schaffung von Wohnraum in Form von Kleinsiedlungen propagiert werden. Auch ließ der Bischof eine Bestandsaufnahme des kirchlichen Grundbesitzes erstellen, nachdem entsprechende Unterlagen im „Dritten Reich“ abhanden gekommen waren.
Im Februar 1948 erging eine Mitteilung des Bischöflichen Ordinariates zum Thema „Siedlungs- und Bodenreform“. In dem Schreiben an alle Seelsorgestellen, Klöster und Ordensniederlassungen in der Diözese wurde u.a. darauf hingewiesen, dass die Sesshaftmachung Heimatlosen und anderen durch den Krieg entwurzelten Menschen wieder eine Heimstätte verschaffen solle. Der Seelsorgeklerus wurde aufgefordert, die „Notwendigkeit und Wichtigkeit der nebenberuflichen Kleinsiedlung der Werktätigen in Stadt und Land“ nicht nur zu fördern sondern sie auch „materiell planmäßig“ vorzubereiten. Sie sollten geeignetes Gelände erfassen und geeignete Siedlungsbewerber auswählen.
Beim Siedlungsgedanken ging es – dies wurde ganz prägend für die Anfangszeit des Siedlungswerkes – nicht nur um die Schaffung von Wohnraum, sondern um das eigene Heim mit Garten und entsprechenden Möglichkeiten etwa des Gemüseanbaus und der Kleintierhaltung.
Der Boden war also gut bereitet als am 6. Mai 1949 das Siedlungs- und Wohnungswerk der Diözese Speyer gegründet wurde. An der Gründung beteiligten sich die Diözese Speyer, das Priesterseminar, die Pilgerdruckerei, der Diözesan-Caritasverband, die Siedlervereinigung „Junges Volk“ Ludwigshafen, die Christliche Siedlervereinigung „St. Michael“ Speyer und die aus der Siedlervereinigung hervorgegangene Eigenheim-Baugenossenschaft Schifferstadt. Das Stammkapital wurde zunächst auf 58 000 DM festgesetzt. Als Hauptgesellschafterin steuerte die Diözese 30 000 DM bei. Nach der Aufnahme in den Verband Südwestdeutscher Wohnungsunternehmen e.V. Frankfurt/a.Main wurde das Siedlungswerk am 11. November 1949 als Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen anerkannt.
Ziel der Bistumsleitung war es vor allem finanzschwachen und kinderreichen Familien den Bau von Wohnraum zu ermöglichen. 8 000 bis 10 000 DM kostete ein Siedlungshaus nach Abzug der Eigenleistungen des Bauherrn 1949 in ländlichen Regionen – damals viel Geld, dennoch waren die Häuser für Arbeiter und kleine Angestellte erschwinglich.
In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich die Bautätigkeit des Siedlungswerks immer wieder den Bedürfnissen der Bevölkerung angepasst. So wurden viele Wohnungen im Rahmen der sozialen Förderung für Menschen mit geringem Einkommen oder speziell für ältere Menschen gebaut. Barrierearm, ressourcenschonend, energieeffizient sind die Leitgedanken heutiger Projekte. Inzwischen sind die Diözese Speyer sowie der Caritasverband Speyer die beiden Gesellschafter des Unternehmens.
Finanzierbarer Wohnraum ist in heutigen Zeiten noch immer ein wichtiges Grundbedürfnis der Menschen und der Ursprungsgedanke, der zur Gründung des Siedlungswerks Speyer geführt hat, heute immer noch aktuell.